Der EU Green Deal und was wir aus der Weihnachtsgeschichte des Grinch lernen können

 

 

Das aus Brüsseler Sicht derzeit beherrschende Thema ist – sieht von der Covid 19-Plage einmal ab – der sogenannte “Green Deal”. Unter diesem plakativen Titel finden sich multiple europäische Gesetzesvorhaben, welche erst einer Umsetzung bedürfen, so die Richtlinie zur Energiebesteuerung, die Energie-Effizienz-Richtlinie, der Klima-Sozialfonds, der EU-Emissionshandel für Straßenverkehr und Gebäude sowie dessen Gegenstück für Strom, Industrie, Schiff-und Luftfahrt, die CO2-Emissionsnormen für PKW und leichte Nutzfahrzeuge u.v.a.m.
Dieses meritorische Vorhaben bildet die eine Seite der Medaille, nämlich diejenige, die glänzt, also die derzeitige Schokoladenansicht der Europäischen Union. Die andere ist nicht weniger medial wirksam, wirkt aber leider umso trister. Dies sind die Rechtsstaatlichkeitsverfahren der Kommission gegenüber den Mitgliedstaaten Polen und Ungarn. Deren bislang trauriger Höhepunkt bildet ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus dem späten Oktober dieses Jahres, in dem diesem Mitgliedstaat eine tägliche Summe von € 1,2 Millionen auferlegt wird, solange es seine den nationalen Gerichten übergeordnete Disziplinarkammer nicht abschafft. Die Zahlung wird dadurch sichergestellt, indem die anfallenden Bußgelder einfach gegenüber den EU-Fördergeldern verrechnet werden.

 

 

Das herannahende Weihnachtsfest hat mich nun zu folgendem Vergleich bewogen: Sicher werden viele, wenn nicht alle der Leser dieses Vorwortes die Geschichte des Grinch kennen. Dieses grüne Wesen, welches gemeinsam mit seinem Vierbeiner Max in einer Felshöhe hoch über dem Dorf Whoville haust, hasst Weihnachten von Grund auf. Um das herannahende Fest den Dorfbewohnern so richtig zu vermiesen, stiehlt der Grinch mit großem Geschick all die Weihnachtspräsente aus den Häusern der Dorfbewohner. Als er merkt, dass trotz seines gelungenen Diebstahls am Tag des Festes aus den Häusern, die er so erfolgreich bestohlen hat, dennoch weihnachtliche Gesänge tönen, geht es ihm auf, dass das Christfeste seine Sinnhaftigkeit nicht in materiellen Gütern, sondern eben in der Liebe der Menschen zueinander findet. Die Geschichte des einst so hasserfüllten Grinch endet in seiner enthusiastischen Teilnahme am Weihnachtsfest in Whoville.

Vielleicht ist es gerade der europäische Gedanke, der doch so viel mehr beinhaltet als nur das materielle Auskehren von EU-Fördergeldern, welches Polen – hier in der Rolle des Grinch – in die Gemeinschaft der anderen Mitgliedstaaten – hier die Whoviller Bürger verkörpernd – zurückführt. Aber dafür müssen Letztere schon auch etwas tun müssen. Die Whovillers haben nicht etwa mit groben Zwangsmaßnahmen reüssiert, sondern mit ihren Gesängen, die über das rein Materielle herausragten. Und genauso wie der Grinch die Geschenke mit großem Erfolg stibitzt hat, so hat auch Polen die Möglichkeit, die vielen schönen Projekte, die es zur Vollendung des großen europäischen Projektes des Green Deal noch zu vollenden gilt, zu torpedieren, braucht es doch zu deren Umsetzung je nach Einzelfalllage immer auch wieder die Einstimmigkeit im Europäischen Rat.

Für das herannahende Christfest habe ich persönlich einen Wunsch ganz im Sinne des europäischen Gedankens, der mich seit jeher fasziniert. Möge diese Europäische Union die richtigen Gesänge anstimmen, damit auch die Polen die Geschenke wieder zurückbringen und mitfeiern mögen. Der Grinch war ja auch grün und um den Green Deal, die schimmernde Seite der Medaille, um die geht es doch, nicht wahr?